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Von den unzähligen Tiergruppen, die es innerhalb der sogenannten Wirbellosen gibt, wird natürlich nur ein Bruchteil gehalten und gezüchtet. Viele davon für wissenschaftliche Zwecke, denn auch die ganzen Kleinstlebewesen, welche als mehrzellige Tiere definiert sind, sind Wirbellose. Etwas größere Arten werden jedoch für Ausstellungszwecke oder eben als Hobby von Privatpersonen gehalten. Der sehr schön gefärbte Tausendfüßer auf dem obigen Foto stammt aus Papua-Neuguinea. Foto Timm Adam.

Damit dies nicht so abstrakt bleibt, folgt nun ein Überblick über wirbellose Tiere, die gehalten und gezüchtet werden.

So werden in Seewasseraquarien eine stetig steigende Anzahl an Blumentieren, Quallen, Krebstieren, Schnecken, Muscheln und Tintenfischen gehalten. Meist wird dies in Aquarien innerhalb von Zoos getan. Natürlich gibt es auch eine große Zahl an Privatmenschen, die Meerwasseraquarien zu Hause pflegen. Leider ist aber der Aufwand doch etwas größer als für vergleichbare Süßwasseraquarien. Dies ist auch ein Grund, warum wir selbst noch keine solchen traumhaften Tiere wie Hummer, Langusten und große Krabben oder einen Octopus und Schwertschwanz halten. Weiterhin ist es teilweise auch praktisch nicht möglich, viele der Meeresbewohner unter künstlichen Bedingungen zu züchten. Viele Larven werden verdriftet und kommen später als größere Larven bzw. adulte (erwachsene) Tiere an ihren Ausgangspunkt zurück. Diese Vorgänge zu simulieren ist technisch sehr aufwändig und für "Normalsterbliche"  nicht zu finanzieren. Auch braucht man naheliegenderweise für ein Tier, dass eine Körperlänge von 60 cm erreichen kann, ein recht großes Aquarium.

Cherax quadricarinatus ist ein Flusskrebs aus Australien der  wohl bis zu 40 cm Körperlänge erreichen kann. Deshalb wird diese Art auch in einigen Teilen der Welt zu Speisezwecken gezüchtet. Dieses Männchen war schon recht imposant. Foto Timm Adam.

In Süßwasseraquarien werden ebenfalls Schnecken, Muscheln und Krebse als Wirbellose gepflegt. Leider sind sie jedoch in den meisten Fällen nicht die Hauptakteure, sondern nur Beiwerk für Knochenfische. Jedoch ist hier eine Tendenz festzustellen: Das Interesse vieler Aquarianer richtet sich mittlerweile auch schon einmal schwerpunktmäßig auf Flußkrebse oder sogar Schnecken. Süßwassermuscheln sind ebenfalls sehr dankbare Pfleglinge und bieten schöne Beobachtungsmöglichkeiten. Entsprechend der gestiegenen Nachfrage kann man in Aquariengeschäften immer mehr Arten an Krebsen finden. Zur Zeit boomt auch der Bereich der Urzeitkrebse (Branchiopoda). Vor allem die Art Triops longicaudatus (LECONTE, 1846) ist weit in verschiedensten Behältern verbreitet und wird sogar als Komplettset z.B. von KOSMOS für Kinder und Jugendliche angeboten. Diese Tiere sind mit einem Minimum an Aufwand über Jahre hinweg zu pflegen und bieten gleichzeitig eine Fülle an Beobachtungsmöglichkeiten. Natürlich ist es auch möglich, Insekten und einige Spinnentiere in Aquarien und Aquaterrarien zu halten und auch zu züchten. Dazu soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass viele dieser Arten bei uns in Deutschland unter Schutz stehen. So sind z.B. alle Libellen (deren Larven ja im Wasser aufwachsen) geschützt; gleiches gilt für viele Käfer, die im Wasser leben. Ebenso sind die einheimischen Spinnen, die auf und im Wasser jagen (z.B. Dolomedes fimbriatus) bei uns sehr selten geworden. Aus der gleichen Familie (Pisauridae) kommen jedoch viele eindrucksvolle Vertreterinnen die in den Tropen der Welt zahlreich leben und gezüchtet werden können. Weiterhin leben einige Familien der Wanzen im Wasser, darunter die größte Wanze überhaupt (Lethocerus grandis, über 10 cm Körperlänge). Einige im Wasser lebende Wanzenarten gibt es auch bei uns, aber hier stellt sich ein durchgängiges Problem ein: Die meisten unserer einheimischen Tiere benötigen den Wechsel der Jahreszeiten für ihren Lebensrhythmus und können im Haus nicht gezüchtet werden oder eben nur mit immensem Aufwand. Hier sind Vertreter aus tropischen Gefilden pflegeleichter, was auch ein Grund für die Beliebtheit von exotischen Insekten und anderen Wirbellosen ist. Gleichwohl ist mir leider bis dato nur eine Riesenwasserwanzenart bekannt, die im Aquarium in Mitteleuropa erfolgreich gezüchtet wurde (Abedus identatus HALDEMAN). Diese Art war aber lange Jahre in der WILHELMA zu sehen und auch ich züchtete sie über drei Generationen. Die Arten der Gattung Abedus zeigen eine hochinteressante Art der "Brutpflege": Die Männchen bekommen die Eier vom Weibchen auf den Rücken geheftet und tragen sie bis zu deren Schlupf dort.


Außerhalb des Wassers ist auch eine große Artenvielfalt anzutreffen. In einigen Insektarien in Zoos findet man schon Arten aus vielen verschiedenen Gruppen. Nicht ganz korrekterweise werden diese Abteilungen als Insektarien bezeichnet, leben darin doch meist auch Spinnentiere, Krebstiere, Tausendfüßer und oft auch Schnecken. Hier spiegelt sich wohl die riesige, erdrückende Artenvielfalt der Insekten einfach in der Namensgebung der Häuser wieder. Innerhalb der Insekten gibt es einige Gruppen, die die meisten in Gefangenschaft gehaltenen und gezüchteten Arten stellen: Schmetterlinge, Käfer (oben ein Foto von einer Schwarzkäferart Anomalipus elephas, unten das Portrait eines großen Sandlaufkäfer Manticora cf. longipennis. Beide Fotos Timm Adam.), Gespenstschrecken, Gottesanbeterinnen, Schaben, Kurzfühlerschrecken, Langfühlerschrecken und Ameisen. Aus anderen Insektenordnungen werden eher selten Tiere gehalten, weil sie entweder sehr schwierig zu halten oder züchten sind oder weil sie einfach ein zu unauffälliges Leben führen. Ausnahmen bestätigen die Regel: So wird im Aquazoo+Löbbeckemuseum eine Stielaugenfliegen-Art gezüchtet. Diese Tiere sehen einfach urkomisch aus. Ebenso gibt es eine geringe Anzahl an Menschen die sich für die Haltung von Ohrwürmern (Dermaptera) begeistern (der umgangssprachliche Name ist natürlich Humbug). Bei den Spinnentieren erfreuen sich die echten Vogelspinnen (Familie Theraphosidae mit ca. 850 Arten) der größten Beliebtheit. Dies ist durch mehrere Faktoren bedingt: Die Tiere sind in der Giftwirkung in etwa mit der eines Wespen- oder Bienenstiches vergleichbar, sie stellen die massigsten Spinnentiere überhaupt, sie sind sehr langlebig (Weibchen mancher Arten über 20 Jahre), sie können recht lange ohne intensive Pflege und Aufmerksamkeit auskommen und einige Arten können auch schon mal auf die Hand genommen werden. Diese Beliebtheit verzerrt aber etwas das Bild der Vielfalt bei den Spinnentieren, lassen sich doch Tiere aus anderen Spinnenfamilien ebenfalls recht gut halten und bieten dabei ganz andere Verhaltensweisen und Beobachtungsmöglichkeiten. Aus folgenden Spinnenfamilien werden und wurden meines Wissens schon Tiere in Vivarien gehalten und gezüchtet: Lycosidae (Taranteln), Tetragnathidae (spinnen), Thomisidae (Krabbenspinnen), Ctenidae (Kammspinnen?), Sparassidae ("Riesenkrabbenspinnen"), Pisauridae (Wasserjagdspinnen), Theriidae (Kugelspinnen), Oxyopidae (Luchsspinnen), DIESE AUFLISTUNG WIRD NOCH ERGÄNZT. Weitere recht verbreitete Kieferklauenträger (Chelicerata) sind Skorpione; auch von ihnen werden mittlerweile bestimmt über hundert Arten in Terrarien gehalten. Die eigentlich sehr versteckt lebenden Geißelspinnen (Amblypygi) und die Geißelskorpione (Telyphonida) erfreuen sich auch einer steigenden Beliebtheit als Terrarientiere.

Die Tausendfüßer sind momentan noch mit einer eher bescheidenen Artenzahl in Terrarien vertreten. Aber auch hier ist eine steigende Tendenz festzustellen. So steigt die Zahl der Schnurfüßer stetig und auch die großen Hundertfüßer der Scolopendromorpha werden immer häufiger gehalten. Selbst Bandfüßer und Riesenkugler kann man mittlerweile kaufen; leider wurden sie bis jetzt in Gefangenschaft noch nicht nachgezüchtet.                                                     Links ein Foto eines "Wandelnden Blattes" der Gespenstschreckenart Phyllium giganteum. Wie bereits erwähnt sind die Phasmatodea eine Ordnung der Insekten die zu den beliebtesten und in mittlerweile über 150 Arten in Terrarrien vertretenen Gruppen gehört. Foto Timm Adam.

Zu den Myriapoda (also den Tausendfüßern im weiteren Sinne) gehören auch die Bandfüßer (Polydesmida). Das neben abgebildete Tier war ca. 10 cm lang und fand sich in einem Zimmerpflanzentopf in dem eine Yucca elephantipes war. Der Käufer der Pflanze staunte nicht schlecht, brachte die Tiere jedoch geistesgegenwärtig in das Löbbeckemuseum + Aquazoo. Foto Timm Adam.

Auch bisher eine Randgruppe der Vivaristik sind die Stummelfüßer (Onychophora). Unglaublich faszinierend und eine Beschäftigung wert sind sie auf jeden Fall. Es handelt sich um eine sehr alte und ursprüngliche Tiergruppe, vermutlich um die Vorläufer der Tausendfüßer. Hin und wieder, wenn auch sehr selten werden Stummelfüßer in Terrarien gehalten; die größte Art soll etwa 15 cm lang werden.

Zu den Wenigborstern gehört z.B. der uns bekannte Regenwurm. Auch diese Tiere kann man in Terrarien halten und vermehren. Bisher geschieht dies wohl in erster Linie zu Futterzwecken oder als Beobachtungsmöglichkeit im Biologieunterricht. Da es aber auch Vertreter aus den Tropen gibt, die wesentlich größer sind als unser einheimischer Lumbricus terrestris, wird sich die Begeisterung vielleicht doch bei dem einen oder anderen in der Haltung im Terrarium widerspiegeln. Egel werden bis dato wohl nur zu medizinischen Zwecken gehalten und gezüchtet; eben das bekannte medizinische Blutegel. Aber auch Verwandte dieses kleinen Blutsaugers könnten sich als Terrarien- bzw. Aquarientier durchaus etablieren.